Das Medikament TOOKAD® Soluble vom Weizmann Institut wurde in Mexiko für die Prostatakrebs-Behandlung zugelassen

06.01.2016

Eine am Weizmann Institut für Wissenschaften entwickelte Behandlungsmethode, die in Zusammenarbeit mit Steba Biotech (Luxemburg) klinisch getestet wurde, ist von Cofepris, der mexikanischen Gesundheitsbehörde, für die fokale Behandlung von Prostatakrebs im frühen Stadium zugelassen worden.

            Die Behandlung besteht aus einer Laserbehandlung und der Verabreichung eines neuartigen Medikaments, genannt TOOKAD® Soluble. Erfolgreiche klinische Tests der Phase III, welche in Lateinamerika (Mexiko, Peru und Panama) mit 80 Patienten durchgeführt wurden, bestätigten die hohe Erfolgsrate bei der lokalen Heilung mit nur geringen Nebenwirkungen. Eine weitere Bestätigung zeigte sich in den negativen Biopsien und in der Beibehaltung der Potenz der Patienten und ihrer anhaltenden allgemein guten Lebensqualität.

            Die mexikanische Verkaufsgenehmigung kam im Zuge der kürzlich abgeschlossenen zweiten klinischen Tests der Phase-III in Europa. Diese randomisierte Kontrollstudie verglich das Voranschreiten der Krankheit, die krebsfreie Rate sowie Urin- und Erektionsfunktionen bei Patienten, die mit TOOKAD® Soluble behandelt wurden, mit solchen Patienten, die aktiv überwacht und nach zwei Jahren erneut untersucht wurden. Diese Tests wurden mit mehr als 400 Patienten in 43 Krankenhäusern in 11 europäischen Ländern durchgeführt und die Ergebnisse werden derzeit von der European Medicines Agency (EMA) ausgewertet.

            Die zugelassene Behandlung entspricht einem Modell, welches Prof. Yoram Salomon aus dem Fachbereich Biologische Regulierung und Prof. Avigdor Scherz aus dem Fachbereich Pflanzen und Umweltwissenschaften im Rahmen einer photodynamischen Therapie entwickelt haben. Diese Therapie besteht aus einer Infusion mit TOOKAD® Soluble mit einer unmittelbar anschließenden nah-infraroten Laser-Bestrahlung, bei der optische Fasern mit Ultraschall-Kontrolle in das Krebsgewebe der Prostata eingeführt werden. TOOKAD® Soluble wurde erstmals im Labor von Scherz aus Bakteriochlorophyll synthetisiert. Bakteriochlorophyll ist ein photosynthetisches Pigment eines bestimmten aquatischen Bakteriums, das seinen Energievorrat aus Sonnenlicht aufnimmt. Das Medikament bleibt im Blutkreislauf des Patienten bis es dann nach 3 bis 4 Stunden völlig verschwindet und keinerlei Toxizität aufweist. Eine begrenzte Illumination des erkrankten Gewebes aktiviert die lokale Zirkulation des Medikaments, was in einer extensiven Generierung kurzlebiger toxischer Moleküle resultiert: Sauerstoff und Stickstoffmonoxid-Radikale. Diese hoch-reaktiven Moleküle initiieren eine schnelle Okklusion und Zerstörung der Tumorblutgefäße. Anschließend kommt es zum Absterben des gesamten Tumors, wobei aber die anliegenden Gewebe und deren Funktion erhalten bleiben. Der Einsatz von Nah-Infrarot-Licht gemeinsam mit dem schnellen Verschwinden des Medikaments im Körper sowie dem einzigartigen nichtthermischen Mechanismus ermöglicht es, großflächiges, tief eingebettetes Krebsgewebe sicher mit einer minimal invasiven Methode zu behandeln. Die aktuelle Marktzulassung bezieht sich sowohl auf das Medikament (TOOKAD® Soluble) als auch auf das Lasergerät. Beides wird bei der sogenannten Vascular Targeted Photodynamic Therapy (VTP) zusammen mit TOOKAD® Soluble eingesetzt.

            Bei der derzeit zugelassenen Behandlung wird TOOKAD® Soluble VTP (TS-VTP) als eine Tagesbehandlung eingesetzt, die etwa 90 Minuten dauert. Patienten werden wenige Stunden nach der Behandlung wieder entlassen und können innerhalb weniger Tage wieder ihren normalen tagtäglichen Tätigkeiten nachgehen, ohne jede Nebenwirkung wie sie gewöhnlich mit einer chirurgischen Prostata-Entfernung oder Strahlenbehandlung in Verbindung gebracht wird. Diese neuartige, nur minimal invasive Methode bietet Patienten, die mit einem frühen Stadium von Prostata-Krebs diagnostiziert wurden, eine gute Alternative. Die Zahl dieser Patienten ist in den letzten zwei Jahrzehnten dramatisch angestiegen, und zwar aufgrund weit verbreiteter Vorsorgeuntersuchungen, bei denen das Niveau des spezifischen Prostata-Antigens (PSA) getestet wird. Diese Patientengruppe ist dann mit dem Dilemma konfrontiert, sich trotz der hohen Sterblichkeitsrate entweder einer Radikalbehandlung, nämlich der Entfernung der Prostata, oder aber fortlaufenden Kontrolluntersuchungen mit dem hohen Risiko eines Voranschreitens der Krebserkrankung zu unterziehen.

            TOOKAD® Soluble bietet diesen Patienten eine geeignete Behandlung, eine Lösung mit guter Wirkungskraft und Beibehaltung der Lebensqualität.

            Das Weizmann Institut und Steba Biotech sind jetzt um ein umfassendes Krebsforschungsprogramm in Zusammenarbeit mit diversen klinischen Testgruppen am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York City bemüht. Vier klinische Studien mit fortgeschrittenem Prostata-Krebs und anderen onkologischen Symptomen im Zusammenhang mit dieser Forschungsarbeit sind für Anfang 2016 geplant.

            Die Yeda Research and Development Company, die kommerzielle Stelle des Weizmann Instituts für den technologischen Wissenstransfer, hat das Medikament über Steba Biotech lizensiert und Steba Biotech stellt TOOKAD® Soluble her. Amir Naiberg, der Geschäftsführer von Yeda: "Unsere Kooperation mit Steba basiert auf einer bereits zwanzigjährigen fruchtbaren Zusammenarbeit.  Die Verpflichtung der Teilhaber von Steba und ihre persönliche Verbindung und effektive Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern des Weizmann Instituts und Yeda haben diese großartige Errungenschaft möglich gemacht."

 

 

Prof. Yoram Salomons Forschungsarbeit wird finanziert von der Principal Anstalt.

 

Prof. Avigdor Scherz´ Forschungsarbeit wird finanziert von dem Leona M. And Harry B. Helmsley Charitable Trust, von der Wade F.B. Thomson Charitable Foundation, der Principal Anstalt und von Sharon Zuckerman in Kanada. Prof. Scherz hält den Robert-und-Yadelle-Sklare-Lehrstuhl in Biochemie inne.

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